Terra Nova – Robbie Cornelissen

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Terra Nova – Robbie Cornelissen

Mittwoch, 20. Oktober 2021
Helena Nürnberger

Als erstes deutsches Museum widmet die Kunsthalle Mannheim dem bedeutenden Zeichner eine Einzelausstellung.

Robbie Cornelissen (*1954) ist ein bedeutender Zeichner im Bereich des Animationsfilms. Die Kunsthalle Mannheim präsentiert ab November großformatige Zeichnungen sowie aufwendig animierte Filme des niederländischen Künstlers im Jugendstilbau. Als erstes Museum in Deutschland würdigt die Kunsthalle Cornelissens Werk in einer Einzelausstellung. Premiere feiert der Film Terra Nova. Die animierte Reise eines Astronauten auf der Suche nach einer neuen Erde wurde eigens für die Mannheimer Schau produziert.
Cornelissens Zeichnungen bemessen bis zu 13 Metern und füllen ganze Ausstellungswände. Zu sehen sind teils reale, teils fiktive architektonische Räume in spannungsreichen Schwarz-Weiß-Kontrasten. Leere Bibliotheken, Wartesäle und weite Hallen stellt der Künstler in akribischen Details dar. Mit dem Film Terra Nova, der 10.000 Zeichenzustände in aufwendiger Stop-Motion-Technik zusammenführt, hinterfragt der Niederländer kritisch die stetige – mal hoffnungsvolle, mal verzweifelte – Suche der Menschheit nach neuen Lebensräumen, die in seiner Vision scheinbar im Nichts endet. „Die Arbeit handelt vom Klima und unserer Rolle in der Welt und davon wie wir miteinander und mit der Welt umgehen. Denn ich finde, dass wir in dieser Hinsicht völlig entgleist sind “, so der Künstler.


Die Ausstellung steht auch richtungsweisend für die Entwicklung der zeitgenössischen Zeichnung, die einen kompletten Medienwandel vollzogen hat. Künstler*innen wie Robbie Cornelissen spielen – nachhaltig inspiriert von den wegweisenden filmischen Installationen William Kentridges – in ihren Werken mit der Vielfalt von Animationstechniken und den Möglichkeiten digitaler Medien. Er bedient sich in seinen Arbeiten nicht nur unterschiedlicher Medien sondern bezieht sich auch auf die Motivwelt von Klassikern des Science-Fiction-Films wie Fritz Langs „Metropolis“ oder Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey“.

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