Sehnsuchtsorte in der Kunst: Edvard Munchs „Aussicht von Nordstrand“
Gerade erst hat die Bundesregierung die Schließung der Grenzen zu unseren europäischen Nachbarländern um drei weitere Wochen verlängert, am Frankfurter Flughafen ist das Fluggastaufkommen in den ersten beiden Aprilwochen um 95 Prozent gesunken und selbst die norddeutschen Inseln sind für Touristen gesperrt – Reisen ist in Zeiten von Corona unmöglich geworden. Was uns bleibt, sind Reisen in Gedanken und die können richtig Spaß machen. Entdecken Sie mit uns in den kommenden Wochen Sehnsuchtsorte in der Kunst der Mannheimer Sammlung. Den Anfang macht heute Edvard Munchs Gemälde „Utsikt fra Nordstrand/Aussicht von Nordstrand“ (1900-1901).
Edvard Munch zeigt hier eine Aussicht auf den Oslofjord. Dabei geht es Munch jedoch weniger um die Darstellung der norwegischen Natur, sondern vielmehr um das emotionale Erlebnis. Auf der in kräftigen Blau- und Grüntönen gehaltenen Wasseroberfläche sind zwei Inseln zu erkennen. Ihre kompakte Gestalt, aber auch das flächig ausgemalte Wasser, vermitteln den Eindruck, dass die Inseln über dem Fjord schweben. Die größere Insel sieht dank der Spiegelung auf dem Wasser wie ein Mund aus. Am unteren Bildrand bricht Munch hingegen die tiefblauen Farbebenen auf, indem er für die Uferstraße leuchtende Rosa- und Weißtöne verwendet.
Munchs Gemälde zeigt jedoch nicht nur die Weite der norwegischen Fjordlandschaft, sondern auch die Einsamkeit des einzelnen Spaziergängers, der an der Uferstraße entlanggeht: Dessen einziger Begleiter ist sein eigener Schatten. Die dunklen Formen in der rechten unteren Bildecke, bei denen der Betrachter nicht recht erkennen kann, ob es sich um Pflanzen oder Gestein handelt, schaffen zudem eine bedrohliche Atmosphäre.