Kunsthalle Mannheim krönt mit Lichtpassage „Split Decision“ von James Turrell ihr Neubau-Projekt
Über 200 Quadratmeter und acht Metern Höhenausdehnung breitet sich im ehemaligen Athene-Trakt das neueste Werk des amerikanischen Lichtkunstpioniers James Turrell aus. Es macht den Übergang zwischen Jugendstilbau und Neubau der Kunsthalle Mannheim zu einem unvergesslichen Wahrnehmungserlebnis. Nach vier Jahren Entwicklungs- und Realisierungszeit krönt das Mannheimer Kunstmuseum mit der dauerhaften und ortspezifischen Lichtinstallation „Split Decision“ ihr Neubau-Projekt und fügt ihrer bedeutenden Moderne-Sammlung ein Hauptwerk der Gegenwartskunst hinzu. Das Projekt wurde von der Hector Stiftung II Kunst gGmbH initiiert und finanziert.
„Meine Arbeiten handeln nicht von Licht – sie sind Licht“, sagt James Turrell (*1943). Das im Herzen der Kunsthalle Mannheim entstandene Lichtkunstwerk „Split Decision“ verwandelt den Athene-Trakt, der den Neubau von gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner mit dem Jugendstilbau von Hermann Billing verbindet, in eine einzigartige Lichtpassage. Sie verbindet nicht nur zwei programmatische Museumsarchitekturen miteinander, sondern führt wie eine meditative Zeitreise vom frühen 21. Jahrhundert ins frühe 20. Jahrhundert. „Ein absoluter Glücksfall für Sammlung und Architektur der Kunsthalle Mannheim“, ist sich Direktorin Ulrike Lorenz sicher. „James Turrell bewirkt mit seiner Kunst eine Transformation von Zeit, Raum und dem wahrnehmenden Individuum. Seine Lichtkunstwerke verwandeln und verzaubern; sie führen uns über die Grenzen unserer Sinne hinaus.“
„Split Decision“ besetzt eine zentrale Stelle im Museum: den Übergang zwischen Neubau und Jugendstilbau. Die atmosphärisch aufgeladene Passage illuminieren zwei wandfüllende Lichtquellen – ähnlich den „Tall Glasses“ – mit wechselnden Farbspektren. Sie bestehen aus 80 Farbbildern, die in festgelegter Kombination komplementär ergänzen und Reihenfolge langsam ineinander übergehen. Nach 154 Minuten beginnt die meditative Abfolge der farblich komplexen Lichtstimmungen von vorn.
Mehr noch als bei der Serie der „Tall Glasses“ gehört in Mannheim der gesamte umgebende Raum zur Installation, die sowohl im Erdgeschoss und als auch auf Ebene 1 über eine Brücke durchschritten werden kann. Die Passage bietet eine Blickachse in den Altbau auf den reflektierenden „Großen Fisch“ von Constantin Brancusi im Erdgeschoss und den selbstleuchtenden „Starbrick“ von Olafur Eliasson unter der Kuppel. In die andere Richtung öffnet sich der Athene-Trakt über einen Tunnel in das lichtdurchflutete Atrium des Neubaus.
Durch seine künstlerische Auseinandersetzung mit Licht, Farbe und Raum nimmt James Turrell in der Gegenwartskunst eine herausragende Position ein. Ausgehend von der Konzeptkunst der 1960er Jahre und in Fortführung der abstrakten Malerei hat für den aus einer Quäkerfamilie stammenden Lichtkünstler die Ausrichtung seiner Werke auf die Gegebenheiten des Ortes oberste Priorität. Mit aufwendigen architektonischen und technischen Installationen kreiert er immersive Räume aus Licht: Seine Werke vereinnahmen die Betrachter körperlich, lassen sie physisch eintauchen in einen scheinbar grenzenlosen Raum aus Licht.
James Turrell versteht seine Kunst als „Perceptual Art“ („Kunst der Wahrnehmung“): „Licht hat eine enorme Kraft. Und wir sind mit ihm auf ganz ursprüngliche Weise verbunden“, so Turrell. „Ich forme dieses Material, soweit das möglich ist. Ich will es so einsetzen, dass man es körperlich spürt, dass man wirklich die Anwesenheit von Licht spüren kann, von Licht, das einen Raum ausfüllt.“
Wie sich das Licht in der Installation „Split Decision“ materialisiert, können die Besucher ab sofort in der Kunsthalle Mannheim selbst wahrnehmen.
Ermöglicht durch die
Hector Stiftung II Kunst gGmbH