Ein Blick auf die Historie der Restaurierung: Das Herzstück der Mannheimer Sammlung wird „herausgeputzt“, aber wie?

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Ein Blick auf die Historie der Restaurierung: Das Herzstück der Mannheimer Sammlung wird „herausgeputzt“, aber wie?

Donnerstag, 23. Juli 2020
Lena Berkler

Fast ein wenig entweiht ohne seine Prachtrahmen hängt das Herzstück der Mannheimer Sammlung das Gemälde „Erschießung Kaiser Maximilian" von Édouard Manet derzeit in der Restaurierungswerkstatt der Kunsthalle Mannheim. Aber äußerst spannend ist der Blick auf die Reinigung des Gemäldes durch Restauratorin Katrin Radermacher – denn es ist 40 Jahre her, dass beim Gemälde restaurativ Hand angelegt wurde.

Zunächst aber der Blick zurück: Die erste umfassende Restaurierung fand in den 1950er-Jahren statt. Schon zwei Jahre nach dem spektakulären Ankauf (1910) wurde das Gemälde ausgeliehen – es folgten noch einige weitere Leihverkehre. Während der Kriegszeit war es dann zum Schutz vor dem Angriff der Alliierten im Schloss Baden-Baden untergebracht. Die Transporte hinterließen Spuren, die Leinwand erhielt einige kleine Löcher. Diese wurden bereits in den 1950er-Jahren durch Leinwandflicken hinterlegt und auch Randstückungen wurden an die Leinwand angebracht.

In den 1960er-Jahren wurde eine weitere restaurative Maßnahme vorgenommen. Die sogenannte Doublierung der Leinwand. Zum Schutz der sehr dünnen Original-Leinwand spannte man eine weitere, von der BASF entwickelte Leinwand, auf den ursprünglichen Bildträger auf. Ein notwendiger Schritt, da die sehr feine und für das große Bildformat ungewöhnliche originale Leinwand entsprechend empfindlich war. Die neue wässrige Doubliertechnik kam zum Einsatz. Dabei wurde Caparol auf die alte wie neue Leinwand aufgetragen, das die beiden Stoffe miteinander verbinden sollte. Da sich jedoch durch diesen Vorgang Wellen auf der Originalleinwand schlugen, entschied man kurzerhand, auf das alte Verfahren zurückzugreifen. Mit einer Wachs-Harz-Mischung wurden nun beide Leinwände – ja – aufgebügelt. Eine weitere Maßnahme zur gleichen Zeit war die Abnahme der Firnis, die ein Gemälde vor äußeren Schmutzeinwirkungen schützt. Hier wurde ein neuartiger Kunst-Harz-Firnis aufgetragen, von dem man sich eine längere Haltbarkeit versprach als von Naturharzfirnis. Ein fataler Irrtum. Dieser ergraute innerhalb von 20 Jahren so stark, dass man kaum noch das Bildmotiv sah. Daher kam das Gemälde zu einer bislang letzten großen Restaurationsfahrt ins Doerner Institut nach München. Hier trug man wiederum ein Naturharzfirnis auf und kleinere Retuschen – Übermalungen von Farbfehlstellen – wurden vorgenommen.

Dieser Firnis befindet sich noch heute auf dem Gemälde und quietscht, wenn Katrin Radermacher nun, rund 40 Jahre später, mit einem Spezialschwamm und destilliertem Wasser den Dreck von der Oberfläche des Gemäldes nimmt. Es braucht übrigens nicht nur eine feine Hand dabei, sondern auch ein aufmerksames Ohr, denn der Schmutz ist vollständig entnommen, wenn das Quietschen aufhört. Der 1982 aufgetragene Naturharzfirnis als Schutz für die Malschicht wird dabei nicht angegriffen, die mit der Zeit einhergehende Vergilbung der Firnis jedoch gemildert. Für besonders hartnäckige Verschmutzungen nutzt die Restauratorin künstlichen Speichel. Insgesamt circa 80 Arbeitsstunden dauert die Prozedur.

Natürlich wurde das Gemälde in den vielen Jahren dazwischen regelmäßig abgestaubt – ein Vorgang des regelmäßigen Monitorings der Sammlung. 2007 wurde zudem ein Schwingungs- und Rückseitenschutz angebracht. Nicht mehr lange warten, ab dem 31. Juli hängt das Herzstück der Sammlung dann wieder frisch herausgeputzt und für alle zum Bestaunen in Kubus 1 im Museum.

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