„CALLOT. Graphische Monumente“ eröffnet am 13. September 2018 in der Graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim

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„CALLOT. Graphische Monumente“ eröffnet am 13. September 2018 in der Graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim

28.07.18
Lena Berkler

Kaum einem Künstler ist es wie ihm gelungen, mit der Kunst der Radierung zu Weltruhm zu gelangen. Jacques Callot (1592–1635) gilt als der bedeutendste spätmanieristische Kupferstecher des frühen 17. Jahrhunderts. Er arbeitete für Cosimo di Medici in Florenz und später für die Höfe in Lothringen und in Paris, der Niederlanden und Spaniens.
In der Ausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“ (14. September bis 25. November 2018) präsentiert die Kunsthalle Mannheim erstmals rund 100 Drucke von Jacques Callot. Zahlreiche Blätter konnten mit der großzügigen Unterstützung privater Bildpaten und der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg vorab restauriert werden.
Callot liebte theatralische Grotesken und elegante Hofszenen. Seine Werke leben von einem unerschöpflichen Detailreichtum, dem der geniale Radierer Monumentalität und fesselnde Präsenz verliehen hat. Der Zyklus „Die Schrecken des Krieges“ hat Künstler wie Franzisco de Goya oder Otto Dix beeinflusst. Sein Gesamtwerk umfasst 1.428 Blätter; die Kunsthalle Mannheim besitzt mit über 500 Radierungen gut ein Drittel seiner Graphiken.
Fantasievolle, oft fantastische Ausgestaltungen kennzeichnen Callots Radierungen. Meist bearbeitet er kleine Platten, auf denen er eine vielgestaltige Szene mit einer dicht verwobenen Detailfülle unterbringt. Hauptfiguren stellt er monumental in den Vordergrund. Jede einzelne Figur erzählt eine eigene kleine Geschichte. Um diese detaillierte Kleinteiligkeit seiner Graphiken zu ermöglichen, entwickelt Callot einen speziellen, härteren Firnis, der ihm das Radieren besonders feiner Linien erlaubt. Zudem bringt er den Einsatz der sogenannten „Echope“ zu großer Meisterschaft. Mit dieser besonderen Form der Radiernadel kann man an- und abschwellende Linien anfertigen, um Hell- und Dunkelwerte ohne Schraffuren zu erzeugen.
„Der Galgenbaum“ aus der Serie „Die Schrecken des Krieges“ (1633) ist das bekannteste Blatt von Jacques Callot. Die kriegerischen Handlungen stellt er keineswegs heroisierend dar, sondern schildert vielmehr nüchtern mit dem ihm eigenen Detailreichtum den Alltag in Zeiten des 30-jährigen Krieges. Gleiches gilt für die großformatigen Darstellungen der Besetzung von Breda oder von La Rochelle.
Bis heute sind seine Darstellungen des höfischen Lebens wichtige zeithistorische Dokumente. Callot füllt seine Blätter mit buckligen Zwergen, den gnomenhaften „Gobbi“ und Figuren der Commedia dell’arte („Balli di Sfessania“) und viele anderen Akteuren des höfischen Lebens.

CALLOT. Graphische Monumente
14.09. – 25.11.18
Eröffnung: 13.09.18, 19 Uhr
Kurator: Dr. Thomas Köllhofer

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