"THE SECRET LIFE OF PLANTS FOR ROBERT FLUDD" - VOR DEM BESUCH

Anselm Kiefer, "The Secret Life of Plants for Robert Fludd", 2001-2002, Kunsthalle Mannheim

Kiefer-Sammlung Grothe in der Kunsthalle Mannheim

© Anselm Kiefer

 

 

 

1. Icebreaker

 

 

2. Who's who: Anselm Kiefer

Anselm Kiefer zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seit Jahrzehnten befasst sich der 1945 geborene Maler und Bildhauer mit grundlegenden Fragestellungen des Lebens. Neben Literatur, Geschichte, Religion oder Politik sind auch Kosmologie, antike Mythologie, Alchemie und Mystik für ihn wichtige Inspirationsquellen. 
Wiederholt greift Anselm Kiefer Themen auf, die in der Nachkriegszeit vielerorts verdrängt wurden. Neben der Geschichte Deutschlands und der deutschen Erinnerungskultur widmet sich der Künstler den Rätseln unseres Daseins sowie der Vergänglichkeit des Lebens. Dabei greift er nicht nur zu Pinsel und Farbe, sondern bindet alltägliche Materialien wie Pflanzen, Erde, Asche oder Blei in seine Arbeiten mit ein.

 

 

3. Quiz

 

 

4. Kosmos Kiefer

In den 1980er Jahren entfernte sich Anselm Kiefer von der klassischen Art mit Farben und Pinseln zu malen. Er begann, alltägliche Materialien wie Stroh, Blumen, Asche oder Blei in seine Werke einzubinden. Bei der Wahl der Materialien spielt nicht nur das Aussehen eine große Rolle, sondern auch die symbolische bzw. kulturelle Bedeutung.

 

Blei

Schon früh spielt das „arme“ Material Blei in Kiefers Werk eine wichtige Rolle. Das Schwermetall ist leicht verformbar, hat einen niedrigen Schmelzpunkt, ist das Element mit der höchsten Massen- und Ordnungszahl und nicht zu vergessen giftig. Nicht nur als Werkstoff, sondern auch als Bestandteile der astrologischen und alchemistischen Lehren blickt es auf eine lange Vergangenheit zurück. Als das Dach des Kölner Doms renoviert wurde, zögerte der Künstler nicht und ersteigerte tonnenweise Blei der weltberühmten Kirche.

© Anselm Kiefer

 

Sonnenblumen

Sonnenblumen begegnet man oft im Werk von Anselm Kiefer. Die Blumen, deren Köpfe am Ende ihres Lebens große Samen ausbilden, machen den ewigen Kreislauf von Leben und Tod sichtbar. Sie stehen für die lebensspendende Sonne und Licht - Licht im physikalischen Sinne, aber auch im magisch-mystischen Sinne. Denn Kiefer befasst sich viel mit der mystischen Verbindung zwischen dem Leben auf der Erde und dem Kosmos.

 

Sterne

Mit dem Thema Kosmos befasst sich der Künstler in einzelnen Werken, Werkserien und Künstlerbüchern. Man trifft auf Titel wie "Sternenfall" (1992), "Das geheime Leben der Pflanzen" (2001-2002), "The Secret Life of Plants: Ein Künstlerbuch" (2003). Das Wort geheim lässt erahnen, dass es nicht um eine rein naturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Kosmos geht. Vielmehr setzt sich der Künstler mit den Rätseln unseres Daseins auseinander. Er wirft einen Blick auf die Weltanschauungen der Vergangenheit, die zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kulturen verbreitet waren. Sie bewegten sich zwischen Wissenschaft, Mystik und Religion. Einige Arbeiten sind dem englischen metaphysischen Philosophen, Alchemisten und Arzt Robert Fludd gewidmet (1574-1637).

 

Pflanzen, Sterne, Erde und Komos

In einem Interview im Jahr 1996 erklärt Anselm Kiefer, dass er "in der Sonnenblume, wenn sie reif und schwer ist und sich zum Boden neigt, mit den sehr schwarz gewordenen Körnern in der Mitte ihrer Krone" das Firmament mit den Sternen sieht. Weiter heißt es: "Das ist allerdings nichts Neues. Robert Fludd stellte eine genaue Verbindung zwischen den Sternen und den Pflanzen her. Seiner Meinung nach gibt es keine einzige Pflanze ohne einen Stern, der mit ihr am Himmel korrespondiert. Somit werden die Pflanzen von den Sternen beeinflusst und gelenkt. Das ist eine sehr schöne Idee. Alle Dinge sind miteinander verbunden, auf der Erde, aber auch im Kosmos."

(Interview mit Bernard Comment - Auszug aus „Anselm Kiefer. Cette obscure clarté qui tombe des étoiles", Interview von Bernard Comment, artpress, Nr. 216, September 1996, S. 19-27, hier S. 21)

 

5. Make: Sternbilder reloaded

 

1. Johann Bayer, Sternbild Skorpion, Uranometria, 1603

2. Johann Bayer, Sternbild Schwan, Uranometria, 1603

3. Andreas Cellarius, Alte boreale Sternenhalbkugel, Harmonia Macrocosmica, 1661

 

Die Erkenntnis, dass die Erde - somit der Mensch - sich nicht im Zentrum des Universums befindet (geozentrisches vs. heliozentrisches Weltbild), stieß viele vor den Kopf. Doch Astronomie und Glaube, Wissenschaft und Religion schlossen sich nicht unbedingt aus. 1891 wurde sogar ein Vatikanisches Observatorium errichtet. Wenn man heute einen Blick auf die Sternkarten der Vergangenheit wirft, zeigt sich nicht nur, wie sich die Weltbilder gewandelt haben. Zeittypische Fragestellungen und Themen werden deutlich. So schlug der Augustinermönch Julius Schiller 1627 etwa vor, die 12 Tierkreiszeichen durch die 12 Apostel zu ersetzen und das Sternbild "Kleiner Bär" in Erzengel Michael umzutaufen. Andere wollten Ludwig XIV. oder Friedrich den Großen am Himmel ein Denkmal setzen. Während technische Innovationen wie Teleskop und Mikroskop sich als Sternbilder durchsetzen konnten, schaffte es der Heißluftballon nicht. Trotz der enormen Fortschritte der Astronomie, trotz der zahlreichen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, ist der Himmel bis heute für die Menschen eine Projektionsfläche.

 

Sternbilder Reloaded

Suche dir ein heute offiziell anerkanntes Sternbild aus, dessen Sternkonstellation dir gut gefällt.

1. Das "traditionelle" Sternbild.

Befasse dich mit den Darstellungsweisen der Vergangenheit. Wie sahen Himmelsatlanten früher aus und wie wurde dein Sternbild dargestellt? Du kannst beispielsweise die Uranometria von Johannes Bayer zu Rate ziehen (https://doi.org/10.11588/diglit.3707#0064)? Suche dir eine "antike" Darstellung deines Sternbilds aus, die du im nächsten Schritt ins 21. Jahrundert holst.

2. Sternbild 4.0

Was erkennst du in der Sternkonstellation? An was erinnern dich die Formen? Widme einem Thema, einer Erfindung oder einer Person des 21. Jahrhunderts ein eigenes Sternbild. Du kannst Papier und Stift, Schere und Kleber, Sprühfarbe oder ein digitales Zeichenprogramm zur Hand nehmen, um dein Sternbild umzusetzen.

3. Vergleich

Vergleiche abschließend dein Sternbild mit der historischen Version. Weshalb hast du dich für dieses Motiv und die gestalterische Umsetzung entschieden? Welche persönlichen oder zeitgeschichtlichen, aber auch gestalterischen Aspekte flossen in deine Entscheidung ein?