Mit der Ausstellung zeigt die Kunsthalle Mannheim drei Künstlerinnen, die erst in späten Lebensjahren zu Anerkennung in der Kunstwelt gelangt sind und heute zu den wichtigsten Vertreterinnen ihrer Zeit gehören. Alle drei setzten sich früh mit dem Surrealismus auseinander und fanden auf unterschiedliche Weise zu einer individuellen Bildsprache: Das verbindende Moment ist die Beschäftigung mit Licht, Raum und Körper sowie die existenzielle Frage nach der Selbstwahrnehmung und der Verortung in der Welt.
Die US-Amerikanerin Nan Hoover (1931–2008) gehört zu den Pionierinnen der internationalen Licht-, Video- und Performancekunst. Ihre frühen malerischen Arbeiten, zum großen Teil noch nie ausgestellt, kreisen um das Verhältnis der Geschlechter und um Sexualität und stehen in Farbkraft und Formensprache der Pop Art nahe. Seit Beginn der 1970er-Jahre näherte sie sich in ihren Performances, Videoarbeiten und Lichtinstallationen einer auf Reduktion und Reflexion angelegten minimalistischen Formensprache an, in der die Zeit durch das Mittel extremer Langsamkeit und der Raum durch das Medium des Lichts interpretiert und bewusst gemacht werden.
Anneliese Hager (1904–1997) leistete bedeutende aber bisher zu wenig beachtete Beiträge zum Medium der kameralosen Fotografie. Sie war zudem eine begabte surrealistische Dichterin und kombinierte häufig ihre Fotogramme, die sie mit alltäglichen Haushaltsgegenständen anfertigte, mit eigenen poetischen Texten. Hager war eine von nur drei Frauen und die einzige Fotografin, die 1949 in der inzwischen legendären CoBrA-Ausstellung in Amsterdam ausstellte. Wie das Medium, in dem sie arbeitete, stand sie jedoch im Schatten des Aufstiegs der männlichen Maler auf der internationalen Bühne in den 1950er-Jahren.
Die österreichische Malerin Maria Lassnig (1919–2014) zählt heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, schaffte jedoch erst spät, in den 1980er-Jahren, ihren internationalen Durchbruch. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie sich mit dem Surrealismus auseinander, erprobte das Informel, fand jedoch bald zu ihrem ureigensten Thema: dem menschlichen Körper und dem Selbstbildnis. Seit Ende der 1940er-Jahre entwickelte sie Körperbewusstseinsbilder – ab den 1960er-Jahren sprach sie von Body-Awareness-Bildern – Analysen von Körpergefühlen, mit denen sie zur Vorläuferin der feministischen Body-Art wurde.
Damit bildet die zu Unrecht ausgebliebene Anerkennung des Werks der Künstlerinnen den Kern des Anliegens der Ausstellung "Hoover Hager Lassnig". Die Kunsthalle rückt drei Künstlerinnen in den Fokus, deren Werk ganz neu oder zumindest wieder zu entdecken ist.
In Kooperation mit:
Maria Lassnig Stiftung, Wien
Sebastian Fath Contemporary, Mannheim und Nan Hoover Foundation Amsterdam
Das Ausstellungskapitel zu Anneliese Hager wurde unter dem Titel „White Shadows“ vom Harvard Art Museums, Cambridge, Massachusetts organisiert. Die Ausstellung und die Tournee wurden zum Teil durch die Großzügigkeit des Daimler-Kuratoriums des Busch-Reisinger-Museumsfonds an den Harvard Art Museums finanziert. Die Programme für moderne und zeitgenössische Kunst an den Harvard Art Museums werden zum Teil durch die großzügige Unterstützung des Emily Rauh Pulitzer und Joseph Pulitzer, Jr, Fund for Modern and Contemporary Art ermöglicht.
Kuratorin: Dr. Inge Herold, Co-Kuratorinnen: Christina Bergemann, Dr. Lynette Roth
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