Einige der schönsten Kunstwerke der Welt bestehen aus nichts als Licht. Ihr Schöpfer ist James Turrell. Der amerikanische Pilot und Luftkartograph mit Examen in Psychologie und Mathematik entdeckte Mitte der 1960er Jahre Licht als neues Material für die Kunst. In seinen perfekt konstruierten Installationen ist es physisch präsent, als ob es mit Händen greifbar wäre. Im Gegenzug lösen sich Räume fast ins Grenzenlose auf. Der Künstler lässt die Betrachter eintreten in pures Licht und löst durch die Aktivierung ihrer Sinne eine beglückende Selbsterfahrung aus.
Für die Kunsthalle Mannheim verwandelt Turrell die zwölf Meter lange und acht Meter hohe Passage auf zwei Etagen zwischen Hector-Bau und Jugendstilbau in eine intensive Lichtsphäre aus fließenden Farbspektren in Blau, Gelb, Grün, Orange, Rot und Violett. Auf beiden Seiten des Wegs sind raumgroße Öffnungen mit lichtdurchlässigen Screens in die symmetrisch gebogenen Wände eingeschnitten. Von hier aus strömt den Betrachtern ein computergesteuertes diffuses Farblicht entgegen. Turrell setzt der Symmetrie der Raumkonstruktion mit den makellos samtigen Oberflächen ein komplementäres Lichtspiel entgegen, das auf jeder Seite aus 80 verschiedenen Farbkompositionen entsteht, die sehr langsam ineinander übergehen und so neue Nuancen entfalten. Durch die fugenlose Reflektion verdichtet sich das Komplementärlicht zu einer einzigartigen, meditativen Atmosphäre. Raumkanten verschwinden. Umhüllt von Licht, Farbe und Stille, lassen sich Extreme der Wahrnehmung ausloten. In dieser intensiven physischen und psychischen Erfahrung weiten sich auch die Horizonte des Museums.
Die Lichtpassage bildet das Zentrum der Kunsthalle Mannheim: Schnittstelle zwischen zwei Architektur- und Museumskonzepten. Sie ist eines der großen Architekturwerke des Künstlers in Europa. Auf der meditativen Entdeckungsreise durch Raum und Zeit wird Turrells Pioniertat wieder lebendig: die Inszenierung eines physisch wirksamen Lichts ohne sichtbare Anbindung an einen Leuchtkörper. Licht wird zu Materie.
Ermöglicht durch die
Hector Stiftung II Kunst gGmbH