Das 19. Jahrhundert war wie keine Epoche zuvor geprägt von künstlerischen Innovationen im Genre der Landschaftsmalerei, von der inhaltlich aufgeladenen stimmungsvollen Malerei der Romantik über die unprätentiös sachliche, abbildhafte Naturdarstellung des Realismus bis hin zum Interesse der Impressionisten an flüchtiger Atmosphäre, an malerischen Moment-aufnahmen. Die Sehnsucht nach dem Süden spielte eine ebenso große Rolle wie der an Bedeutung gewinnende Blick auf Naturdetails.
Eine Vielzahl von deutschen Künstlern, wie Heinrich Bürkel, Ernst Fries, Peter von Hess, Edmund Kanoldt, Carl Rottmann oder Valentin Ruths, reisten nach Italien oder ließen sich dort nieder. Sie studierten nicht nur die geschichts-trächtigen Stätten und Relikte der antiken Kultur, sie suchten auch das Licht und die Farben des Südens, stellten die mediterrane Landschaft als Ort der Sehnsucht dar.
Susa Templin geht in ihrer Arbeit „Landscaping“ (2002) der Frage nach, wie heute unser Verhältnis zur Natur ist. Noch immer scheint es bestimmt von einer romantisch verklärten Sicht, ungeachtet aller realer Probleme. In einem Prozess der Transformation schuf sie aus Spielzeugbäumen, trockenen Blättern, Pflanzen und Kunstrasen ein Naturmodell, das sie fotografierte und anschließend hoch vergrößerte. Die zweidimensionale Fotografie wiederum verwandelt sie in einen dreidimensionalen begehbaren Raum, der ebenso „künstlich“ ist wie die anderen Landschaften im Museumsraum. Dazu kommen Ton-Aufnahmen aus Tier- und Naturwelt, die sich in einem digitalisierten Rauschen auflösen, um sich dann wieder zu den Geräuschen des Waldes zusammenzufinden: Natur als menschliches Konstrukt.
Kuratorin: Dr. Inge Herold