DANIEL SPOERRI "RESTAURANT SPOERRI" - IM MUSEUM

Standort: Galerie 8, Ebene 1, Jugendstil-Bau

LEVEL 1: EINSTIEG

1. Sherlock Holmes, an die Arbeit!

 

 

 

2. Who's Who: Daniel Spoerri und die Nouveaux Réalistes

 

 

 

3. Was meinst du? 1, 2, 3...

An diesem Tisch haben tatsächlich einmal Menschen gesessen. Wir wissen nicht, wie viele Personen es waren. Aber die Spuren lassen vermuten, dass hier mehr als eine Person saß. Was meinst du, wie viele Menschen haben hier gemeinsam Zeit verbracht? Erkläre kurz, weshalb du dich für diese Zahl entschieden hast.

 

 

 

 

4. Restaurant Spoerri und die EAT ART Gallery

Daniel Spoerri, der in Bern, Darmstadt, New York und Paris gelebt hatte, kam 1968 nach Düsseldorf. Er brachte 500 DM, zwei Koffer und den Plan mit, ein Restaurant zu eröffnen. 

Am 17. Juni 1968 war es soweit: Die Tore des "Restaurant Spoerri" öffneten sich. Wegen seiner ungewöhnlichen Einrichtung - die Wände waren mit Briefen des Künstlers beklebt - der besonderen Gerichte und der Veranstaltungen war das Lokal schnell stadtbekannt.

Daniel Spoerri nutzte die Gelegenheit, wunderliche Gerichte seiner großen Rezeptsammlung auszuprobieren. Neben Hausmannskost sollen auf der Karte Pytonschnitzel oder Ameisenomelette gestanden haben. Wie er selbst zugab, konnte nicht jedes Rezept überzeugen. Hahnenkämme in Sülze waren wohl nicht jedermanns Sache. Daniel Spoerris großes Interesse für die Kochkunst und das gemeinschaftliche Mahl spiegelt die Idee der sogenannten "Nouveaux Réalistes" wider. Sie wollten die Bereiche Kunst und Leben einander annähern. Daniel Spoerri band in seinen Fallenbildern das alltägliche Leben ein. Oft geschah dies über die Esskultur. Am Anfang stehen die zubereiteten Gerichte, die von den Gästen verzehrt werden. Es folgen die Spuren, die die Gerichte auf dem Geschirr hinterlassen und die ganz persönlichen Spuren, die jeder einzelne Gast auf dem Tisch hinterlässt. 

Sein Restaurant umschrieb er einmal so:

"(...) eigentlich ein Atelier, in dem man seine Tischplatte, an der man gerade gegessen hatte, mitsamt dem Besteck, sozusagen als Selbstporträt des gerade vergangenen Mahls, für 1000,- Mark bestellen könne..." (Daniel Spoerri In: Elisabeth Hartung: Daniel Spoerri presents Eat-Art. 2001, S. 79.)

Zusammen mit seinen Künstlerfreunden veranstaltete er außergewöhnliche Festessen in seinem Restaurant. Es gab beispielsweise Füße aus Brotteig oder knallbunte Gerichte. Für diese Art von Kunst, die essbar war, erfand Daniel Spoerri den Begriff Eat-Art. Der Eat-Art widmete er eine eigene Galerie, die zunächst direkt über dem Restaurant lag. Bedeutende Künstler stellten hier aus.

Das Restaurant Spoerri schloss 1982 seine Tore, der Künstler hatte sich aber bereits 1971 aus dem Betrieb zurückgezogen.

 

 

 

5. Make: Ausgezeichnet

Kannst du das Weinglas sehen, das am unteren Tischrand steht? Die Spuren deuten darauf hin, dass darin kein Wein war. Was meinst du, welches außergewöhnliche Getränk oder Gericht hat Daniel Spoerri hier gezaubert? Lass deiner Fantasie freien Lauf und zeichne mit Stift und Papier oder einer App, was hier serviert wurde. Gib deiner Kreation einen eigenen Namen und schreibe die wichtigsten Zutaten dazu.

 

 

 

6. Wieso, weshalb, warum?

 

 

 

7. Wusstest du?

 

 

 

Museums-Challenge

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LEVEL 2: VERTIEFUNG

 

8. Explore: Stillleben

8.1 Der gemalte Alltag

Dass sich Künstler*innen mit dem alltäglichen Leben befassen, ist nicht neu. Nachdem im Mittelalter in Europa vorwiegend Personen und Geschichten aus der Bibel dargestellt worden waren, wandten sich die Künstler allmählich der Welt zu, die sie umgab. In den Niederlanden des 17. Jahrhunderts (Goldenes Zeitalter genannt) entstanden Gemälde, die ganz gewöhnliche Menschen bei alltäglichen Handlungen zeigten - zum Beispiel beim Lesen eines Briefes. Manche Künstler dieser Zeit spezialisierten sich sogar auf das Malen von Alltagsgegenständen. In solchen Stillleben waren keine Menschen zu sehen, sondern nur Dinge. Es gab ganz unterschiedliche Arten von Stillleben etwa Blumenstillleben oder Mahlzeitstillleben. Jeder einzelne Gegenstand wurde sorgfältig ausgewählt. Dabei mussten sie nicht einmal vor dem Künstler auf dem Tisch liegen. Der Künstler führte sie erst im Bild zusammen. Daher konnten Blumen, die an unterschiedlichsten Zeiten im Jahr blühten, im Bild gemeinsam in einer Vase stehen.

Willem Claesz. Heda, Frühstücksstillleben, Ölfarbe auf Eichenholz, 44.5cm x 64cm, um 1635, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

 

Augen auf!

Willem Claesz. Heda war ein niederländischer Porträt- und Stilllebenmaler des sogenannten "Goldenen Zeitalters". Er war berühmt für seine Mahlzeitenstillleben. Mit dem Pinseln konnte er die Gegenstände täuschend echt nachahmen.

 

 

 

8.2 Die Kunst des Nachahmens

Die Maler ahmten die Formen und Oberflächen so getreu nach, dass man meinte, die Gegenstände anfassen zu können. Mit Pinsel und Farbe gelang es ihnen, die Zartheit des Porzellans, den Glanz des kostbaren Silberbestecks, den warmen Lichtschein der brennenden Kerze und die hölzerne Oberfläche der kunstvoll geschnitzten Meerschaumpfeife einzufangen. Die in den Stillleben gezeigten Gegenstände hatten meist auch eine symbolische Bedeutung. Die köstlichen Gerichte und der Tabak ermahnten die Betrachter*innen dazu, ein bescheidenes Leben zu führen. Sie riefen die Vergänglichkeit all dieser Genüsse sowie des Lebens an sich ins Bewusstsein.

Diese Gemälde prägten über Jahrhunderte die Vorstellung von einem Stillleben. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandten sich viele Künstler*innen davon ab, alles möglichst täuschend echt darzustellen. Auch die symbolische Bedeutung verschwand aus den Gemälden. Man hinterfragte die bis dahin gültigen Anforderungen, die an ein Kunstwerk gestellt wurden. Wer bestimmte, dass etwas Kunst ist? Was darf Kunst und was nicht? So entstanden völlig neue Kunstformen. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte plötzlich ein handelsüblicher Flaschentrockner ein Kunstwerk sein.

 

 

Zeitlichkeit

 

 

 

9. Stillleben vs. Fallenbild

Daniel Spoerris Fallenbilder sind in gewisser Weise moderne Stillleben. Der Künstler hatte aber nicht den Wunsch, die Wirklichkeit mit Pinsel und Leinwand nachzuahmen und im Bild festzuhalten. Er fing sie einfach direkt ein -  ein Stück Alltag des Jahres 1968 im Restaurant Spoerri. Statt auf fein gemaltes kostbares Porzellan trifft man hier auf echte Weingläser und Getränkeflaschen, auf schlichtes Geschirr und Besteck. Statt einer hübschen Meerschaumpfeife liegen hier unterschiedliche Zigarettenpackungen und ausgedrückte Zigarettenstummel. Auch eine Kerze hat ihre Spuren hinterlassen. 

"Ein Tisch aus dem Restaurant Spoerri" ist aber mehr als nur ein Stillleben, das sich von der Leinwand befreit hat. Denn der Künstler bestimmte nicht einfach, was sich wo auf dem Tisch befindet. Die Gäste taten dies und hinterließen ihre ganz persönlichen Spuren.

 

 

Museums-Challenge: Kunst und Alltag

Begib dich in der Kunsthalle auf die Suche nach Kunstwerken, in denen das alltägliche Leben eine Rolle spielt.

Suche dir zwei Werke aus und mache Fotos davon oder schreibe dir den Namen des Künstlers und den Titel des Werks auf.

 

Mach dir Gedanken darüber, weshalb du dich für diese Werke entschieden hast und beantworte stichpunktartig folgende Fragen:

Was ist hier zu sehen?

Was davon erinnert dich an deinen eigenen Alltag und was nicht?

Wie hätte wohl Daniel Spoerri das Thema umgesetzt?